Ernährung bei Autoimmunerkrankungen – Einführung
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15. August 2018Glutenfreie Ernährung – Hilfestellung zur Umstellung
Glutenfreie Ernährung – Hilfestellung zur Umstellung
Da man immer häufiger von negativen Auswirkungen von Gluten auf die Gesundheit hört möchte ich hier nochmal eine kleine Zusammenfassung des interessanten Themas geben.
Gluten ist – wie schon in einem früheren Beitrag erklärt – ein Eiweißbestandteil verschiedener Getreidekörner, welches bei der Verarbeitung die „Klebeeigenschaft“ des Mehles bewirkt. Es wird auch als „Klebereiweiss“ bezeichnet. Glutenhältige Backwaren sind nicht krümelig, sondern luftig und trotzdem stabil.
Gluten ist der Überbegriff für verschiedene Eiweiße im Getreidekorn: am bekanntesten sind Gliadin und Glutenin – enthalten vor allem im Weizen, Dinkel und Roggen (aber auch Hafer, Gerste, Kamut).
Gliadin ist ein Lektin und erhöht im Darm die Freisetzung von Zonulin – dem Protein welches die Darmschleimhaut „öffnet“ und durchlässig macht (= Leaky Gut). Zu diesem Thema folgt ein eigener Beitrag.
Gliadin wird durch unsere Verdauungsenzyme nicht angegriffen – es ist resistent dagegen. Leider beeinflusst es auch unser Lymphgewebe – es löst dort schleichende bis massive Entzündungsreaktionen aus. Diese chronischen „Mikroentzündungen“ stehen in engem Zusammenhang mit verschiedensten Autoimmunerkrankungen (Multiple Sklerose, Hashimoto, Diabetes Mellitus Typ I, Schuppenflechte, Rheumatoide Arthritis etc.) sowie Krebserkrankungen.
Auffallend ist die rasche Besserung vieler Beschwerden innerhalb kürzester Zeit glutenfreier Ernährung!
Übrigens: Gliadine gelten als Opiat! Sie verbinden sich in unserem Gehirn mit den Opioidrezeptoren und regen den Appetit nach mehr „Stoff“ an! Ein Zustand der Abhängigkeit tritt ein. Vielleicht hilft diese Erklärung denjenigen zu einem besseren Verständnis, denen es besonders schwer fällt auf Getreideprodukte zu verzichten! Nachzulesen HIER .
Die wohl bekannteste Erkrankung im Zusammenhang mit Gluten ist die Zöliakie: dabei führt der Verzehr von glutenhältigen Lebensmitteln zu einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut bis hin zu einem völligen Abbau der Darmzotten. Dadurch kommt es neben massiven Darmbeschwerden (Durchfall, Erbrechen, Krämpfe) auch zu Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Depressionen und verschiedensten Mangelerscheinungen – besonders von Eisen.
In Europa ist schon 1 Person von 100 – in Nordeuropa sogar 1 von 75 Personen von der Zöliakie betroffen! Tendenz drastisch steigend!
Die Glutenintoleranz ist leider noch ein „Stiefkind“ in der Medizin: ihre Beschwerdebilder sind so mannigfaltig, dass eine eindeutige Diagnose sehr schwer zu stellen ist, bzw. die Beschwerdebilder viel zu selten mit Gluten in Verbindung gebracht werden. Dabei ist eine Besserung der Beschwerden innerhalb 2-3 Wochen Gluten-Karrenz deutlich merkbar! Über die verschiedenen Möglichkeiten der Austestung kann man HIER den Gastbeitrag von Dr. Vilmos Fux nachlesen.
Von der Glutenintoleranz sind offiziell 7-8 Leute von 100 betroffen: die Dunkelziffer liegt aber bestimmt höher.
Von der zerstörerischen Wirkung von Gluten ist eigentlich jeder betroffen: die Wirkung (Reizung der Darmschleimhaut, Entzündungsförderung, Leaky Gut…) ist immer die gleiche – nur die Auswirkungen auf den Körper unterscheiden sich in der Ausprägung und Stärke der Symptome: von keinerlei Auswirkung bis Zöliakie spannt sich die variantenreiche „Symptompalette“.
Warum nimmt die Glutenintoleranz in der heutigen Zeit so zu?
Im Gegensatz zu den Getreiden (besonders des Weizens) unserer Vorfahren sind diese kein eigentliches Naturprodukt mehr, sondern wurden in den letzten 50-60 Jahren hochgezüchtet und z.T. genetisch verändert um höchstmögliche Erträge bei gleichzeitiger Abwehr von Schädlingen zu erzielen.
Vor 50 Jahren betrug der Glutengehalt von Weizen nur 5 Prozent (merkbar am Brot: früher krümelte es leicht und war von kompakterer Konsistenz). Der moderne Weizen entstand als Produkt der Genforschung aus den 60er und 70er Jahren.
Der Glutengehalt vom heutigen Weizen (auch Bio-Weizen) beträgt knapp 50% (!) – bei gleichzeitig gestiegenem Konsum von Brot, Backwaren, Kuchen, Pizza, Nudeln etc. (früher alles „Luxus-Lebensmittel“). Man kann man sich so die massive Belastung unseres Körpers und des Immunsystems vorstellen!
Unser Verdauungs- und Immunsystem hat sich in einem so kurzen Zeitraum nicht an diese Überbelastung von Gluten anpassen können – zahlreiche Folgeerkrankungen werden damit in Verbindung gebracht:
- Massives Übergewicht
- Diabetes
- Darmerkrankungen
- Herzerkrankungen
- Reflux
- Hauterkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
- Migräne
- Depressionen
- Demenz
- uvam
Was muss man bei einer erfolgreichen Ernährungsumstellung beachten:
Grundsätzlich bedeutet eine gesunde, glutenfreie Ernährung NICHT auf die nun neuerdings so zahlreich angebotenen glutenfreien Ersatzprodukte und -mehle auszuweichen! Sie sind weder LowCarb, noch empfehlenswert! Oftmals sind Sojaprodukte enthalten (ebenfalls nicht ratsam – nicht nur bei Hashimoto), bzw. auch zahlreiche Zusatzstoffe die mit gesunder Ernährung nichts zu tun haben. So z.B. enthalten sie oftmals neben Jod auch verschiedenste Backtriebmittel, Aromen, Zucker, raffinierte pflanzliche Fette usw. Die Rohstoffe sind oftmals stark verarbeitet oder gar synthetisch hergestellt – dies alles ist in einer gesunden Ernährung nicht anzuraten. Nicht falsch verstehen: „die Dosis macht das Gift“. Wenn man schon mal in die glutenfreie Produktpalette ausweicht, dann 1. selten und 2. wenigstens sojafrei 😉
Hier eine Aufstellung für einen erfolgreichen Umstieg auf eine glutenfreie Ernährung:
In DIESEM Beitrag geht es über die Sinnhaftigkeit einer LowCarb-Ernährung bei Hashimoto – ein ebenfalls interessantes Thema!
Ein persönliches Interview mit Dr. Fux zum Thema Gluten findet ihr hier: Teil 1 und Teil 2
2 Comments
[…] DANKE Willi (Vilmos) für deine ausführlichen Antworten! Ein persönliches Interview mit Dr. Fux zum Thema Gluten findet ihr hier: Teil 1 und Teil 2 Mein Blogbeitrag mit einer Anleitung zur Umstellung auf glutenfreie Ernährung findet ihr HIER. […]
[…] HIER gebe ich eine „Einstiegshilfe“ in die glutenfreie Ernährung […]