Ernährung bei Autoimmunerkrankungen – Einführung

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Ernährung bei Autoimmunerkrankungen – Einführung

Ernährung bei Autoimmunerkrankungen – Einführung

Ein für mich persönlich sehr wichtiges – weil heillos unterschätztes – Thema ist die Ernährung bei Autoimmunerkrankungen.

Autoimmunerkrankungen sind dauerentzündliche Geschehen im Körper, wo sich das Immunsystem „irrtümlich“ gegen körpereigene Zellen bzw. Organe richtet und diese nach und nach zerstört. Im Falle von Mb. Hashimoto richtet sich die Erkrankung gegen die Schilddrüse und „frisst“ diese langsam auf. Hashimoto ist also keine Schilddrüsenerkrankung, sondern eine Erkrankung des Immunsystems! Deutlich erkennbar an den entsprechenden Antikörpern im Blut.

Die genaue Ursache von Autoimmunerkrankungen ist noch nicht gänzlich erforscht – allerdings zeichnen sich einige begünstigende Faktoren deutlich ab:

  • Stress
  • Geschwächte Immunabwehr
  • Falsche Ernährung
  • „Leaky-Gut-Syndrom“ (Störung der Darmschleimhaut)

Zum Thema Ernährung bei Autoimmunerkrankungen kursieren unzählige – zum Teil kuriose – Empfehlungen, die mehr oder weniger zur allgemeinen Verwirrung beitragen!
Nimmt man allerdings seriöse Studien und auch Erfahrungsberichte von Betroffenen, so kristallisieren sich einige, sehr hilfreiche Ernährungsrichtlinien für Autoimmun-Erkrankte heraus:

  1. 100% glutenfreie Ernährung (besonders bei Hashimoto, MS, Diabetes Typ I, Rheuma, AI Hauterkrankungen etc. wirkungsvoll) IMG_3359-imp
  2. LowCarb-Kost (HIER mein Beitrag zur LowCarb-Ernährung bei Hashimoto)
  3. Ernährung mit natürlichen Lebensmitteln ohne Zusatzstoffe
  4. Sojafreie Ernährung
  5. Vermeiden von entzündungsfördernden Lebensmitteln
  6. Milch-Eiweiß-freie Ernährung (bei Vielen angeraten, jedoch nicht immer)
  7. Darmgesunde Ernährung
  8. Hohen Vitamin D-Spiegel
  9. Vermehrte Aufnahme von Antioxidantien

 Glutenfreie Ernährung

Nach meiner Hashi-Diagnose musste ich mich im Internet erstmal schlau machen, was das eigentlich für mich bedeutet.
Am unverständlichsten war für mich die – häufig auf amerikanischen und englischen Info-Seiten – Empfehlung, mich zu 100% glutenfrei zu ernähren!

Ich konnte keinen Zusammenhang von Gluten zur Schilddrüse bzw. dem Immunsystem herstellen – Darmprobleme hatte ich zeitlebens NIE!
Aber: ich probier ja gerne alles aus – und ich wollte alles unternehmen, damit mich der Hashimoto nicht im Griff hat! Außerdem machte ich mich über das Thema Gluten schlau – und bin seither überzeugte glutenfrei-Empfehlerin!

Unser Darm ist mit dem Immunsystem untrennbar verbunden – er bildet ja die Basis für ca. 60-80% unserer Immunabwehr.
Autoimmunerkrankte haben zumeist ein Problem im Darm (Leaky-Gut, Candida, Störungen der Darmflora…) – auch ohne besonderer Darmbeschwerden! Zu diesem Thema kommt in Kürze noch ein eigener Beitrag.

Gluten (= das Klebereiweiß von Getreide) fördert bei vielen Personen massiv die Entstehung des sogenannten „Leaky-Gut“: dabei wird die Darmschleimhaut für Nahrungspartikel und Antigene von Darmbakterien durchlässig – d.h. es kommen Partikel ins Blut, die dort absolut nicht hingehören! Das Immunsystem läuft angesichts der „Eindringlinge“ Amok und kann bald nicht mehr unterscheiden zwischen „guten“ und „schlechten“ Zellen. Das Chaos im Körper ist perfekt!

Eine Überreaktion des Immunsystems ist weder für Hashimoto-Betroffene, noch für andere „Autoimmune“ gut! Das Immunsystem ist ohnehin schon aus dem Gleichgewicht – Reize über die Ernährung sind absolut vermeidbar. Mit einiger Geduld und Konsequenz schafft man es das Immunsystem so zu beruhigen, dass es nicht wegen jeder kleinen „Entgleisung“ Amok läuft. Der Hauptreiz bei uns Hashis ist und bleibt allerdings Gluten – die von Gluten ausgelöste Immunreaktion ist schlimmstenfalls erst nach 6 Monaten (!!!) nicht mehr nachweisbar! Daher gilt wirklich die Empfehlung sich zu 100% glutenfrei zu ernähren um das Immunsystem nicht zusätzlich zu pushen!

Das bedeutet im Klartext: jeder „Ausrutscher“ (winzige Menge Gluten reicht da schon) wirft den therapeutischen Erfolg wieder um bis zu 6 Monate zurück!

Die Auswirkungen von Gluten auf das Immunsystem zeigen sich in unterschiedlichsten Variationen (darum ist der Zusammenhang so schwer zu erkennen): die ausgelösten Entzündungen zeigen sich bei manchen an den Gelenken (Schwellungen, Schmerzen – bis hin zu einer weiteren AI: der rheumatoiden Arthritis), bei manchen an der Haut (trockene, juckende Haut, Hauterkrankungen wie Vitiligo, Psoriasis….), bei manchen im Kopf als Konzentrationsmangel, Migräne, Depressionen, Angst und Vergesslichkeit. Die Liste läßt sich leider endlos fortsetzen……

Weitere zahlreiche Untersuchungen bestätigen den engen Zusammenhang zwischen AI-Schilddrüsenerkrankungen und Gluten (1, 2, 3, 4).

Ein weiterer erschreckenden Zusammenhang zwischen Hashimoto und Gluten: Hashimoto-Patienten mit einer Glutenunverträglichkeit müssen 49% (!!) mehr T4 Hormone produzieren um einen gesunden TSH-Spiegel zu erreichen! Bericht siehe HIER

Eine Glutenintoleranz ist im Gegensatz zur manifesten Zöliakie sehr schwer zu diagnostizieren: angebotene Blut- und Stuhltests testen nur eine einzelne Gluten-Komponente – das alpha-gliadin.
Tatsächlich können auch alle anderen Gluten-Komponenten eine Immunreaktion auslösen wie z.B. omega-gliadin, gamma-gliadin etc… Hier ein genauerer Beitrag über die Austest-Möglichkeiten von Dr. med. Fux.

Meine ganz persönliche Empfehlung: Thunfischsteak auf Eierschwammerl und Vogerlsalat
4-6 Wochen eine wirklich 100% glutenfreie Ernährung durchziehen und sich gut beobachten ob man eine Veränderung an sich feststellen kann. Nach diesen 4-6 Wochen einen Full-Gluten-Tag (Brot, Müsli, Nudeln, Pizza) – also einen üblichen Esstag einlegen und wieder beobachten. Meist erübrigt sich dann jegliche Diskussion über eine weitere glutenfreie Ernährung 😉

Hinweis: wenn man sich schon längere Zeit glutenfrei ernährt macht kein Blut- oder Stuhltest wirklich Sinn, da alle Antikörper negativ sein werden. Erst nach einer mehrwöchigen (!) Glutenbelastung sind diese wieder nachweisbar – bis dahin geht man aber meist durch die Hölle!

Hinweis 2: in Österreich wird von der „normalen“ Gebietskrankenkasse bei vorliegender Hashimoto-Diagnose ein Gentest auf Zöliakie bezahlt (!!!). Das ist für mich eigentlich der größte „Beweis“ für den bekannten Zusammenhang zwischen Gluten und Hashi: keine Krankenkasse zahlt freiwillig einen 800 Euronen-Test, wenn nicht ein begründeter Verdacht besteht. Dieser Test wird auch nicht bei allen Autoimmunerkrankungen bezahlt. Ich hab selbst bei der Tiroler Gebietskrankenkasse rückgefragt, weil ich es nicht glauben wollte!

Dieser Test bringt übrigens nix: sollte er negativ ausfallen, dann ist das immer noch nicht eindeutig, da ja immer noch die Gluten-Intoleranz (s.o.) vorliegen kann. Ich hab mich nicht testen lassen.

HIER gebe ich eine „Einstiegshilfe“ in die glutenfreie Ernährung

Ein interessantes Interview mit Dr.med.univ.Vilmos Fux zum Thema „Gluten bei Hashimoto“ findet man in meinen YouTube-Beiträgen.

Hier meine (stetig wachsende) Beitragssammlung zum Thema Hashimoto auf YouTube. Bitte gerne den Kanal abonnieren, damit Ihnen kein Beitrag entgeht! DANKE!

Weitere interessante Links zum Thema:

Prevalence of thyroid disorders in untreated adult celiac disease patients and effect of gluten withdrawal: an Italian multicenter study: The American Journal of Gastroenterology (2001) 96, 751–757; HIER nachzulesen

Non-Celiac Gluten Sensitivity: The New Frontier of Gluten Related Disorders:
Oct 2013; 5(10): 3839–3853. Published online Sep 26, 2013.  HIER nachzulesen

Unterschied zwischen Zöliakie und NCGS (nicht-Zöliakie-Glutensensitivität): HIER nachzulesen

Einfluss behandelter Zöliakie auf die Levothyroxin-Dosis: j.amjmed.2011.09.003 HIER der Artikel

Celiac Disease and Autoimmune Thyroid Disease – interessanter Bericht HIER

2 Comments

  1. […] Weitere Beiträge von mir zum Thema Schilddrüse findet man HIER Teil 1 und HIER Teil 2 Glutenfrei bei Hashimoto? Dr. Fux hat einen interessanten Gastbeitrag verfasst und stand auch für 2 Interviews zum Thema Gluten zur Verfügung: Teil 1 und Teil 2 Meinen Beitrag über Ernährung bei Autoimmunerkrankungen zum Nachlesen findet ihr HIER. […]

  2. […] ist – wie schon in einem früheren Beitrag erklärt – ein Eiweißbestandteil verschiedener Getreidekörner, welches bei der Verarbeitung […]